Der Journalist Jon Krakauer rekonstruierte in seinem Buch "In die Wildnis - Allein nach Alaska" die abenteuerliche Wanderung des jungen Aussteigers Chris McCandless durch Alaska, der im Wesentlichen durch die Alaska-Erzählungen Jack Londons inspiriert zu seiner tödlich endenden Reise aufgebrochen war.

In dem äußerst fesselnden und gut recherchierten Buch über McCandless beschreibt Krakauer auch viele andere Überdrüssige des Wohlstandslebens, die sich durch die Bücher von Schriftstellern wie Jack London oder Henry David Thoreau anregen ließen, ihrem bürgerlichen Dasein zu entfliehen.

 

Drei Zitate aus Krakauers Buch erhellen den ideologischen Hintergrund der jungen Abenteurer, die nur zu oft ihren Ausbruch aus den gesellschaftlichen Verpflichtungen mit dem Leben bezahlten.

 

"Es lässt sich wohl kaum abstreiten, ... dass die Vorstellung von einem freien, ungebundenen Leben uns seit jeher berauscht und beflügelt hat. In unserer Gedankenwelt verbinden wir damit die Flucht vor der Last der Geschichte, vor Unterdrückung, dem Gesetz und lästigen Verpflichtungen. Wir sehnen uns nach der absoluten Freiheit, und der Weg dorthin führte schon immer gen Westen." (Wallace Stegner "The American West as living space" )

 

"Ich strebte danach, mir die Einfachheit, die natürlichen Gefühle und die Tugenden eines Lebens in der Wildnis anzueignen; mich der künstlichen, zur zweiten Natur gewordenen Gewohnheiten, der Vorurteile und Unvollkommenheiten der Zivilisation zu entledigen... und inmitten der Einsamkeit und Erhabenheit der westlichen Wildnis genauere Einsichten über die wahre Bestimmung des Menschen zu gewinnen. Die Zeit der Schneefälle war mir am Liebsten, damit ich in den Genuss des Leidens und dem so erfrischenden Gefühl der Gefahr kam." (Estwick Evans, "a pedestrious tour, four thousand miles, through the western states and territories, during the winter and spring of 1818" )

 

"Mc Candless hegte seit seiner Kindheit eine besondere Vorliebe für Jack London. Londons kompromisslose Verdammung der kapitalistischen Gesellschaft, seine Verherrlichung der urzeitlichen Welt, des instinktiv handelnden Menschen, sein Engagement für die Armen und Entrechteten - in all dem spiegelten sich McCandless' Leidenschaften. Er war wie hypnotisiert von Londons Schilderungen des Lebens in Alaska und seinen Beschreibungen des Yukon River. Immer wieder las er "Der Ruf der Wildnis", "Wolfsblut", "Feuer im Schnee", "Odyssee des Nordens", "Der Witz Porportuks".

Die Geschichten hatten ihn so sehr in den Bann gezogen, dass er darüber ganz zu vergessen schien, dass es sich um Dichtung handelte, Konstrukte der Phantasie, die Londons romantischer Empfindsamkeit entsprungen waren und mit den realen Umständen in der subarktischen Wildnis kaum etwas gemein hatten. McCandless hatte geflissentlich übersehen, dass London nur einen einzigen Winter in Alaska verbracht und sich mit vierzig auf seinem Landgut in Kalifornien das Leben genommen hatte, ein fetter, schwadronierender Alkoholiker, der allenfalls noch Mitleid erregte und dessen sesshafte Lebensweise nur geringe Ähnlichkeit mit den Idealen besaß, für die er in seinen Büchern so heroisch eintrat."

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